
Wenn im Sommer die Temperaturen steigen und wir Menschen am liebsten zur eisgekühlten Limo oder einem dicken Eisbecher greifen, liegt der Gedanke nahe: „Vielleicht freut sich mein Huhn ja auch über eine Abkühlung – wie wäre es mit ein paar gefrorenen Beeren oder einem Eiswürfel im Wasser?“
So gut gemeint das auch ist – für unsere gefiederten Freunde kann das leider ziemlich gefährlich werden. Warum genau, und was du stattdessen tun kannst, liest du hier.
Hühner sind keine Mini-Menschen – ihr Kreislauf funktioniert anders
Während unser Körper recht gut mit Temperaturschwankungen umgehen kann, sind Hühner da deutlich empfindlicher. Sie haben keine Schweißdrüsen, regulieren ihre Körpertemperatur über den Schnabel, die Füße und den Hitzeschutz durch das Gefieder. Plötzliche Temperaturunterschiede – wie eiskaltes Wasser oder gefrorene Snacks – bringen den ganzen Organismus durcheinander.
Was dann passiert? Die Blutgefäße verengen sich schlagartig, es kommt zu Stressreaktionen im Körper. Der Kreislauf wird belastet, und besonders bei älteren oder ohnehin geschwächten Tieren kann das ernste Folgen haben – bis hin zum Kreislaufkollaps.
Verdauung und Temperatur – das perfekte Gleichgewicht
Auch die Verdauung von Hühnern ist auf ein eher konstantes Temperaturniveau angewiesen. Wenn du deinen Tieren sehr kalte oder gefrorene Nahrung gibst, kühlt der Verdauungstrakt herunter – und das kann dazu führen, dass das Futter nicht mehr richtig verarbeitet wird. Es kann zu Durchfall, Appetitlosigkeit oder sogar Kropfproblemen kommen. Kurz: Der Körper ist mit „warmhalten“ beschäftigt, statt Energie für die Verdauung zu nutzen.
Ein kurzer Vergleich: Würdest du mit voller Blase in einen eiskalten See springen, merkst du auch schnell, wie empfindlich der Körper auf Temperaturwechsel reagiert.
Warum Eiswasser bei Hitzestress sogar gefährlich werden kann
Gerade bei Hitze ist der Körper der Hühner ohnehin im Ausnahmezustand. Atmung, Kreislauf, Flüssigkeitshaushalt – alles läuft auf Hochtouren. Wenn dann eiskaltes Wasser getrunken wird, reagiert der Körper nicht mit Erfrischung, sondern mit einem Stresssignal. Es entsteht ein regelrechter Schockmoment im Inneren.
Was ist stattdessen sinnvoll?
Du kannst deinen Hühnern auf andere Weise helfen, mit der Hitze besser klarzukommen – ohne ihren Kreislauf zu belasten:
Frisches, kühles (nicht eiskaltes!) Wasser in ausreichender Menge bereitstellen, mehrmals täglich wechseln
Wassertränken an einem schattigen Ort aufstellen, möglichst nicht aus Metall
Kräuter wie Pfefferminze oder Apfelessig ins Wasser geben – das sorgt nicht nur für Erfrischung, sondern wirkt auch leicht antibakteriell
Wasserschalen zum „Watteln“ aufstellen – manche Hühner stellen sich gerne mit den Füßen hinein, um sich über die Beine abzukühlen
Feuchter Sand in der Liegefläche oder unter einem Schattenplatz – das kühlt angenehm und lädt zum Sandbaden ein
Leicht verdauliches Frischfutter mit hohem Wasseranteil (z. B. Gurken, Melonenstücke – ungekühlt!)
Und was ist mit Wassereis aus Kräutern und Beeren?
Du hast vielleicht auf Social Media gesehen, wie Hühner an gefrorenen Leckerbissen knabbern? Ja, das sieht süß aus – aber: Diese kurzen „Knabbereien“ sind zwar nicht direkt tödlich, doch sie bringen den Organismus unnötig aus dem Gleichgewicht. Besonders, wenn mehrere solcher Snacks über den Tag verteilt angeboten werden. Auch Jungtiere oder Tiere in der Mauser können empfindlicher reagieren als robuste Althennen.
Wenn du solche Ideen trotzdem ausprobieren willst, dann bitte nur in Raumtemperatur antauen lassen und nicht direkt aus dem Eisfach servieren.
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht
Unsere Hühner sind hitzeempfindlich – aber sie sind auch zäh, wenn sie gut gehalten werden. Mit natürlichen Mitteln wie Schatten, frischer Luft, angepasstem Futter und regelmäßigem Wasserwechsel kannst du mehr erreichen als mit Eiswürfeln oder gefrorenen Leckereien. Auch wenn es verlockend klingt: Lass das Eis lieber im eigenen Glas – deine Hühner werden es dir danken.