Das Augsburger Huhn ist eine ganz besondere Rasse, die nicht nur durch ihr einzigartiges Aussehen besticht, sondern auch eine reiche Geschichte und einen starken regionalen Bezug hat. Ursprünglich in der Region um Augsburg in Bayern erzüchtet, gilt diese Rasse als die einzige anerkannte bayerische Hühnerrasse und ist ein wahres Kulturgut. Mit seinem charakteristischen Kronenkamm und dem lebhaften Wesen hat das Augsburger Huhn viele Liebhaber gewonnen und ist eine Bereicherung für jeden Hühnerhof.
In diesem Rasseportrait erfährst du alles Wissenswerte über die Herkunft, die besonderen Merkmale und die Haltung dieses faszinierenden Huhns. Egal, ob du bereits Hühnerhalter bist oder darüber nachdenkst, es zu werden – das Augsburger Huhn könnte genau das Richtige für dich sein.
Herkunft und Zuchtgeschichte des Augsburger Huhns
Das Augsburger Huhn hat seine Wurzeln in Bayern, genauer gesagt in der Region um Augsburg. Diese Rasse wurde im 19. Jahrhundert erzüchtet und ist heute die einzige anerkannte bayerische Hühnerrasse. Die Entstehung des Augsburger Huhns geht auf das Jahr 1870 zurück, als der Züchter Julius Meyer aus Haunstetten bei Augsburg begann, Italiener-Hühner mit den damaligen Landhühnern zu kreuzen. Ziel war es, eine Rasse zu entwickeln, die robust, anpassungsfähig und wirtschaftlich nutzbar ist.
Julius Meyer, der eigentlich den La Flèche züchtete, begann um 1870, Lamotta-Hühner, die Vorfahren der heutigen schwarzen Italiener-Hühner, einzukreuzen. Diese hatten kleinere Kämme, kürzere Kehllappen und schwarze Beine. Diese Kreuzungen führten zu frohwüchsigen und gesunden Tieren. Besonders erstaunt waren Meyer und seine Zuchtfreunde über den neuen Kammtyp – den Doppelkamm, der später als Kronenkamm bekannt wurde. Diese neue Kammform war ein Alleinstellungsmerkmal und führte zur Benennung der Rasse als „Augsburger Doppelkamm“.
Das Augsburger Huhn wurde rasch in der Region bekannt und im regionalen Geflügelzuchtverein „Augusta“ in Augsburg vorgestellt. Die Hühner zeigten nicht nur eine beeindruckende Legeleistung, sondern auch eine besondere Robustheit. Das bayerische Landwirtschaftsministerium erkannte die Rasse als „besonders zu fördernde Leistungsrasse“ an, was zu einer weiten Verbreitung führte.
Doch trotz der frühen Erfolge gelang es zunächst nicht, den Kronenkamm reinerbig zu züchten. Dies führte um 1900 dazu, dass der bayerische Landwirtschaftsrat die Verbreitung der Rasse einschränkte. Der Zweite Weltkrieg brachte einen dramatischen Rückgang der Zuchtbestände mit sich. Dank der Bemühungen von Hans Suttner und einigen wenigen engagierten Züchtern konnte die Rasse nach dem Krieg jedoch wieder aufgebaut werden.
In den 1950er Jahren erlebte die Rasse einen erneuten Aufschwung. Der Sonderverein Augsburger Huhn wurde 1938 gegründet und nach dem Krieg wiederbelebt. Heute zählt der Verein zahlreiche Mitglieder, die sich der Erhaltung dieser besonderen Rasse widmen. Aktuell ist das Augsburger Huhn auf der roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen in der Kategorie 1, was die Bedeutung des Erhalts dieser Rasse unterstreicht.
Der Kronenkamm, ein markantes und einzigartiges Merkmal des Augsburger Huhns, entstand aus diesen Kreuzungen und verleiht der Rasse ihr unverwechselbares Aussehen. Dieser Kamm, der sich wie eine Krone über den Kopf der Hühner erhebt, ist nicht nur ein optisches Highlight, sondern auch funktional, da er den Hühnern hilft, ihre Körpertemperatur zu regulieren. Bei einem Kronenkamm der Spalterbigen Linie schlüpft die Nachzucht mit Einfach- Hörner oder Kronenkamm. In der reinerbigen Linie trägt sie hingegen stets einen Kronenkamm.
„Der Kronenkamm ist ihr Hauptmerkmal, aber gerade auch der Kontrast zu den weißen Ohrscheiben und dem Schwarz mit Grünlack ist wunderschön.“ – ZG Staroste im Interview
Im Jahr 1880 wurde das Augsburger Huhn erstmals auf einer Ausstellung in München präsentiert und fand schnell Anklang bei Geflügelzüchtern. Doch trotz seiner positiven Eigenschaften geriet die Rasse im Laufe des 20. Jahrhunderts in Vergessenheit und stand kurz vor dem Aussterben. Dank engagierter Züchter und Initiativen zur Erhaltung alter Nutztierrassen erlebt das Augsburger Huhn heute eine Renaissance und wird wieder vermehrt gezüchtet.
Charakter der Augsburger Hühner
Augsburger sind neugierig und aufgeweckt, was sie zu einer interessanten und unterhaltsamen Rasse macht. Besonders geschätzt werden sie für ihre Robustheit und Anpassungsfähigkeit, was sie ideal für verschiedene Haltungsbedingungen macht.
Diese Hühner haben einen ausgeprägten Bewegungsdrang und lieben es, im Freien zu scharren und zu picken. Sie sind ausgezeichnete Futtersucher und kommen gut mit den unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen zurecht. Auch in kälteren Monaten zeigen sie sich widerstandsfähig und pflegeleicht.
Obwohl Augsburger Hühner aktiv und agil sind, sind sie gleichzeitig auch sehr menschenbezogen. Mit etwas Geduld und Zuwendung können sie sehr zutraulich werden, was sie zu perfekten Gefährten für Familien und Hühnerhalter macht, die eine enge Bindung zu ihren Tieren suchen. Sie lassen sich gerne streicheln und füttern, was das tägliche Miteinander sehr angenehm gestaltet.
Augsburger Hühner sind zudem sozial und verträglich mit ihren Artgenossen. Sie zeigen ein harmonisches Sozialverhalten und integrieren sich gut in bestehende Herdenstrukturen. Dies macht die Haltung in Gruppen unkompliziert und stressfrei.
„Die Gekrönten sind eine recht temperamentvolle Rasse mit viel Chic und jeder menge Charme“ – Franziska von SchlosshofHUHN (züchtet die blau-gesäumten Augsburger)
Legeleistung und Wirtschaftlichkeit
Augsburger Hühner zeichnen sich nicht nur durch ihren charmanten Charakter aus, sondern auch durch ihre beeindruckende Legeleistung. Eine Henne legt durchschnittlich etwa 180 Eier pro Jahr. Die Eier sind mittelgroß und haben eine weiße Schale. Diese kontinuierliche Legeleistung macht sie zu einer wirtschaftlich attraktiven Wahl für Hühnerhalter, die Wert auf eine regelmäßige Eierproduktion legen.
Die Hühner sind zudem recht genügsam, was ihre Haltungskosten niedrig hält. Sie sind hervorragende Futtersucher und finden einen Großteil ihrer Nahrung selbst, wenn sie ausreichend Freilauf haben. Diese Eigenschaft reduziert den Bedarf an zugekauftem Futter und trägt zur Kosteneffizienz bei.
Dank ihrer Robustheit und Anpassungsfähigkeit erfordern Augsburger Hühner keine besonderen Haltungsbedingungen, was sie für verschiedene Arten der Hühnerhaltung geeignet macht – sei es in einem kleinen Garten oder auf einem größeren Hof. Ihr geringes Gewicht von etwa 2,3 bis 3 kg bei Hähnen und 2 bis 2,5 kg bei Hennen sorgt außerdem dafür, dass sie weniger Futter benötigen als schwerere Rassen.
Brut und Farbschläge
Augsburger Hühner sind hervorragende Legerinnen, ihr Bruttrieb ist dagegen jedoch eher wenig ausgeprägt.
Die Küken der Augsburger Hühner sind frohwüchsig und entwickeln sich schnell zu robusten Jungtieren. Das macht die Aufzucht auch für Anfänger relativ einfach und erfolgreich.
Farbschläge: Die Augsburger Hühner sind vorwiegend in zwei Farbschlägen bekannt: Schwarz und Blau-gesäumt.
- Schwarz: Diese Hühner haben ein tiefschwarzes Gefieder, das im Sonnenlicht einen grünlichen Schimmer aufweist. Diese klassische Farbgebung verleiht ihnen ein edles und elegantes Aussehen.
- Blau-gesäumt: Dieser Farbschlag ist besonders attraktiv und auffällig. Die Hühner haben ein blaugraues Gefieder mit einer dunkleren Säumung an den Rändern der Federn. Diese seltenere Farbvariante ist ein echter Hingucker und bei Züchtern sehr beliebt.
Für Liebhaber kleinerer Hühner gibt es auch eine Zwergvariante des Augsburger Huhns. Diese Zwerg-Augsburger vereinen alle positiven Eigenschaften der großen Rasse in einem kompakteren Format, was sie ideal für kleinere Haltungen macht. Sie sind ebenso robust und produktiv und bieten eine charmante Alternative für Halter mit begrenztem Platzangebot.