Melanismus in der Tierwelt ist ein Phänomen, das oft mit Mysterium und Faszination verbunden ist. Besonders auffällig ist es bei Hühnern, wo es zu einer atemberaubenden, vollständigen Schwarzfärbung führt – nicht nur äußerlich, sondern bis ins Innerste. Das Ayam-Cemani-Huhn aus Indonesien ist vielleicht das bekannteste Beispiel, doch es steht damit nicht allein da.
Das Phänomen der dermalen Hyperpigmentierung
Dermale Hyperpigmentierung, auch bekannt als Fibromelanosis, führt dazu, dass Hühner nicht nur äußerlich in einem tiefen Schwarz erstrahlen. Feder, Schnabel, Kamm, Zunge, Füße und sogar die Knochen und das Fleisch dieser Vögel zeigen einen bläulich schimmernden Schwarzton. Diese umfassende Pigmentierung ist das Ergebnis einer genetischen Besonderheit, die über Jahrhunderte hinweg für Staunen und Bewunderung sorgt.
Ayam Cemani: Ein schwarzes Wunder
Das Ayam-Cemani-Huhn gilt als das am stärksten pigmentierte Lebewesen der Erde. Die intensive Farbe dieser Vögel macht sie zu einem Symbol für Schönheit und Einzigartigkeit in ihrer Heimat Indonesien und darüber hinaus. Doch das Ayam Cemani ist nur die Spitze des Eisbergs.
Neben dem Cemani finden sich ähnliche Phänomene bei anderen Hühnerrassen:
- Seidenhühner: Bekannt für ihre weichen, haarähnlichen Federn und ebenfalls innen wie außen schwarz.
- Schwarze H’Mong-Hühner aus Vietnam und Schwedische Schwarzhühner: Beide weisen ebenfalls diese beeindruckende Hyperpigmentierung auf.
Genetische Wurzeln der Dunkelheit
Laut Genetiker Leif Andersson von der Universität Uppsala beruht die Hyperpigmentierung auf einer „komplexen Neuanordnung innerhalb des Genoms“. Eine Schlüsselrolle spielt das Gen Endothelin-3 (EDN3), das für die Pigmentierung verantwortlich ist. Bei melanistischen Hühnern wird dieses Gen in allen Körperzellen exprimiert, was zu einer stark erhöhten Produktion von Melanoblasten führt. Diese Besonderheit scheint keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit der Vögel zu haben, macht sie aber für Züchter und Feinschmecker besonders wertvoll.
Die Faszination für melanistische Hühner reicht weit zurück. Bereits Marco Polo berichtete auf seinen Reisen durch Asien von schwarzen Hühnern. Diese genetische Eigenheit hat sich durch gezielte Züchtung weltweit verbreitet, getrieben von der menschlichen Vorliebe für Vielfalt und besondere Merkmale bei Haustieren.
Während das Seidenhuhn bereits anerkannte Zuchtstandards besitzt, steht die Anerkennung für das Ayam Cemani und andere melanistische Rassen noch aus. Der Weg zu einheitlichen Richtlinien kann lang sein, doch das Interesse und die Bewunderung für diese besonderen Vögel wächst stetig.
Melanistische Hühner faszinieren nicht nur durch ihre äußere Erscheinung, sondern auch durch die genetischen Geheimnisse, die sie in sich tragen. Ihre Existenz ist ein Beweis für die Vielfalt des Lebens und die unerwarteten Wege der Evolution. Die Zucht und Verbreitung dieser besonderen Hühnerrassen zeigt die menschliche Begeisterung für das Außergewöhnliche und unterstreicht das Potenzial für weiterführende Forschung und Erhaltung dieser faszinierenden Tiere.